Was die Ausstellung beabsichtigt
ein Text von Klaus Weingarten
Der Kurator Kai Wenzel* aus Görlitz antwortet auf die Frage: „Sakralkunst“ ist ein zentraler Begriff im Jakob-Böhme-Bund. Was ist darunter zu verstehen?
„Zunächst denken viele bei diesem Begriff an die christliche Kunst, also an Darstellungen der Kreuzigung Christi oder eine Mariendarstellung. So eng ist das aber beim Jakob-Böhme-Bund nicht gemeint gewesen. Eigentlich müsste man eher von einer geistigen oder spirituellen Kunst sprechen, die eine größtmögliche Offenheit in der Ausdeutung lässt. Und das ist auch in den Arbeiten des Bundes zu erkennen. Es werden Themen der Weltreligionen aufgegriffen, dann wieder steht das Kosmische als der große Rahmen für das menschliche Dasein im Mittelpunkt oder auch das Verhältnis des Menschen zu Gott.” Schneiderfranken schreibt in seinem Text „Der Jakob-Böhme-Bund” zur Sakralkunst:
„Man war sich von vornherein darüber klar, daß man wohl ein solch hohes Ziel brauche, daß es aber der hingebendsten Arbeit mancher Jahre erst vorbehalten sein könne, dieses Ziel auch zu erreichen! – Da die Arbeit dieser kommenden Jahre aber fruchtlos werden müßte, geschähe sie sozusagen „hinter dem Rücken des Publikums”: so ergab es sich von selbst, daß jährliche Ausstellungen in Görlitz und in den wichtigeren deutschen Kunstzentren beschlossen wurden, auch um zu zeigen, daß Görlitz in der Reihe der deutschen Städte, in denen neuere künstlerische Bestrebungen am Werke sind, durchaus nicht die letzte Stelle einzunehmen gesonnen sei. –”
(Zitat Ende)
Der Versuch, eine wirklich allgemeingültige Definition von Sakralkunst finden zu wollen würde für mich als Indiz für die Existenz einer Glaubensgemeinschaft sprechen. Es ist auffällig, dass der Jakob-Böhme-Bund im Gegensatz zu vielen Künstlervereinigungen dieser Zeit keinem Manifest oder festem Programm folgte, das die Freiheit der Künstler einschränkte.
"Unsere" Künstler haben einen engen Bezug zu Jacob Böhme oder Bô Yin Râ, in den häufigsten Fällen zu beiden und die Auswahl dieser Künstler, die wir in den letzten vier Jahren in Magische Blätter publiziert haben, hat lange Zeit in Anspruch genommen, an der Ronald Steckel noch teilgenommen hat. Ich vertraue dieser Auswahl und den veröffentlichen Künstlern.
Wenn wir dazu bedenken, dass wir in der ehemaligen Ruhmeshalle nur auf beschränktem Raum ausstellen können (die wahrscheinlich jeder Künstler alleine ausfüllen könnte), sehe ich die Chance, dass wir eine sehr konzentrierte Ausstellung erreichen können, die als gute Vorbereitung für eine spätere Ausstellung in der Stadthalle, in der sehr viel Raum zur Verfügung stehen würde, dienen kann. Es wäre gut, wenn es durch den gemeinsamen Austausch gelänge, eine Art „Essenz” jedes einzelnen Künstlers zum Ausdruck bringen zu können, indem dieser im Prozess selbst angeregt wird, das beste seiner Kunst zum Anblick zu bringen.
Dass wir als „Glaubensgemeinschaft” wahrgenommen werden könnnen, lässt sich wohl kaum vermeiden, ob wir nun als „Jacob Böhme-Bund” auftreten, als Verehrer von Bô Yin Râ angesehen werden oder Ronald Steckel diese Ausstellung widmen.
Ronald Steckel genießt durch seine jahrzehntelange Arbeit in Görlitz sehr großes lokales Ansehen und er würde über all das bereits gesagte hinaus hilfreich wirken, allgemeines Interesse für die Ausstellung wecken zu können.
Klaus Weingarten
*Kai Wenzel ist Experte für Kunstgeschichte am Kulturhistorischen Museum in Görlitz.
Das Wesen des Jakob Böhme Bundes
Kurzfassung
Wesen des Jakob-Böhme-Bundes ist, die Beziehungen zwischen Kunst und Mystik zu finden und den Geist des Metaphysikers Jacob Böhme in die heutige Kunst zu projizieren. Der Bund macht es sich zur Aufgabe, das Geistige in der Kunst sichtbar machen zu wollen und strebt eine neue Form der Sakralkunst an. Es ist auffällig, dass der Jakob-Böhme-Bund im Gegensatz zu vielen Künstlervereinigungen dieser Zeit keinem Manifest oder festem Programm folgte, das die Freiheit der Künstler einschränkte. Im Sinne von Joseph Anton Schneiderfranken und der Künstlervereinigung zum 450. Geburtstag von Jacob Böhme soll unserem Freund und Mentor Ronald Steckel als Widerbegründer des Böhme-Bundes diese erste Ausstellung gewidmet sein, an dem geschichtlichen Ort, an dem vor über hundert Jahren Scheiderfranken, in seiner einzigen Einzelausstellung in Görlitz zeigte und damit den Auftakt für die Gründung der im Juli 1920 gegründeten Künstlervereinigung einleitete. Auch andere spätere Mitglieder des Jakob-Böhme-Bundes stellten dort im Jahr 1919 in Einzelausstellungen ihre künstlerischen Arbeiten vor.
Raummaße
der erste Raum 7 x 13 Meter
- Seitenwände 2,5 Meter
Eingang jeweils 5 Meter
der zweite Raum 9 x 7 Meter